Presse und andere Medien
Medical Tribune — O‑Ton Allgemeinmedizin — Der Podcast für die Hausarztpraxis
Folge 23 vom 21.03.2024: Die Abnehmspritze in der Hausarztpraxis
Zehn bis 15 % Körpergewicht innerhalb von eineinhalb Jahren sollen Patientinnen und Patienten mit starkem Übergewicht mit einer der aktuellen Abnehmspritze verlieren. Solche GLP-1-Medikamente sind sowohl für Diabetiker wie auch für Menschen mit Adipositas eine große Hoffnung. Doch auch jene, bei denen das Übergewicht nicht krankhaft genannt werden kann, sind durch die neuen Präparate verlockt. Entsprechend groß ist der Hype um die Abnehmspritzen. Und er reicht bis in die Hausarztpraxen.
Der Ernährungsmediziner Dr. Klaus Winckler hat bereits einige Erfahrungen mit GLP-1-Medikamenten in seiner Hausarztpraxis in Frankfurt/Main gesammelt. Im Gespräch mit unserer Redakteurin Anouschka Wasner erzählt er davon, wie seine Patient:innen auf die Abnehmspritze ansprechen, wann und im welchem Umfeld er sie verschreibt, welche Erfahrungen er bislang mit Nebenwirkungen gemacht hat und welche Ratschläge er Hausärzt:innen im Umgang mit adipösen Patient:innen bzw. mit den Anfragen nach entsprechenden Rezepten geben kann.
Zum Podcast: Die Abnehmspritze in der Hausarztpraxis
Rahmenvereinbarung zur Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung/-therapie und Ernährungsbildung aktualisiert
Gemeinsame Standards weiterentwickelt
„Wie erkenne ich eine qualifizierte Ernährungsberaterin oder einen qualifizierten Ernährungstherapeuten? Worauf sollte ich bei Anbieter*innen von Ernährungsbildung achten?“ Auf diese Fragen liefert die Rahmenvereinbarung zur „Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung/-therapie und Ernährungsbildung“ des gleichnamigen Koordinierungskreises Antworten. Diese liegt nun in einer umfassend aktualisierten Fassung vor. Sie ist weiterhin eine wichtige Orientierungshilfe für Verbraucher*innen, Multiplikator*innen und Institutionen. Die neue Fassung der Rahmenvereinbarung ist unter www.wegweiser-ernaehrungsberatung.de abrufbar.
Viele Menschen in Deutschland wollen sich gesund und nachhaltig ernähren. Das zeigt zum Beispiel der „Ernährungsreport 2023“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Wer auf der Suche nach Anbieter*innen für Ernährungsberatung/-therapie oder Ernährungsbildung ist, hat es jedoch nicht immer leicht, geeignete Angebote zu erkennen. Denn die Berufsbezeichnungen „Ernährungsberater*in“ oder „Ernährungstherapeut*in“ sind in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. Auch bieten sehr unterschiedliche Berufsgruppen ihre Dienstleistungen in diesem Markt an. So ist die Abgrenzung zwischen seriösen und unseriösen Anbieter*innen oft schwierig.
Qualitätssicherung und Schutz von Verbraucher*innen
Der Koordinierungskreis zur Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung/-therapie und Ernährungsbildung engagiert sich daher seit 2005 auf Bundesebene für einen verbesserten Schutz von Verbraucher*innen. Das Fachgremium vereint Vertreter*innen verschiedener Berufsverbände, Verbraucherschutzorganisationen, Fachgesellschaften sowie weiterer Institutionen. Ziel ist es, fachliche, methodische und prozessorientierte Standards zur Qualitätssicherung auf der Grundlage aktuell geltender Bestimmungen gemeinsam zu definieren. Auch werden unterschiedliche Qualifikationen und Fortbildungen von Ernährungsfachkräften transparent dargestellt. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Neutralität: Bei seriösen und qualitätsgesicherten Beratungs- und Bildungsmaßnahmen sind Bewerbung und Verkauf von Produkten ausgeschlossen.
In den letzten Jahren gab es bei der primärpräventiven Ernährungsberatung für Gesunde und bei der Ernährungstherapie für Kranke verschiedene Änderungen und Entwicklungen im Gesundheitswesen. Ein Beispiel ist die Aufnahme der Ernährungstherapie in die Heilmittel-Richtlinie. Die beteiligten Institutionen haben die Rahmenvereinbarung daher grundlegend überarbeitet. Eine bedeutende Änderung ist die Konkretisierung der Bezeichnung „Ernährungsberatung“ zu „Ernährungsberatung/-therapie“. Dies wurde sowohl in den Titel der Rahmenvereinbarung als auch in den Namen des Koordinierungskreises übernommen.
Einheitliche Kriterien für mehr Klarheit
Die in der Rahmenvereinbarung festgelegten Kriterien können Schulabsolvent*innen und Quereinsteiger*innen helfen, entsprechende Ausbildungen oder Studiengänge auszuwählen. Arbeitgeber*innen erhalten Informationen, um die Qualifikation von Bewerber*innen einzuordnen. Für gesundheitspolitisch Tätige bietet die Rahmenvereinbarung Orientierung bei Entscheidungen. Ergänzend unterstützen Checklisten Verbraucher*innen bei der Auswahl geeigneter Angebote im Bereich der Ernährungsberatung/-therapie und Ernährungsbildung.
Mitglieder des Koordinierungskreises
Der Koordinierungskreis zur Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung/-therapie und Ernährungsbildung setzt sich aus Fachexpert*innen verschiedener Institutionen zusammen. Derzeit sind folgende zwölf Organisationen vertreten: Berufsverband Hauswirtschaft e. V., Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e. V. (BDEM), Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e. V. (DAEM), Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM), Deutscher Volkshochschul-Verband e. V. (DVV), Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V. (VDD), Verband der Köche Deutschlands e. V. (VKD), BerufsVerband Oecotrophologie e. V. (VDOE), Verband für Ernährung und Diätetik e. V. (VFED), VerbraucherService im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) e. V. – Bundesverband (VS), Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv). Sprecherin des Koordinierungskreises ist Dr. Kiran Virmani, Geschäftsführerin der DGE. Stellvertretende Sprecherin ist Nicole Schlaeger von der Verbraucherzentrale NRW für den Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).
Pressekontakt:
Für das Präsidium des BDEM: | Prof. Dr. med. Johannes Wechsler Tel: 089 17 11 16–6 | info@bdem.de |
Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner e.V. (BDEM) und des Verbandes der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V. (VDD) zur konservativen Adipositas-Therapie mit dem DOC WEIGHT 2.3‑Programm
Studienstart des aktualisierten Adipositas-Therapieprogramms DOC WEIGHT
DOC WEIGHT 2.3 kann von Krankenkassen finanziert werden
Essen, den 18. September 2023
Seit 2010 ist das Adipositas-Therapieprogramm DOC WEIGHT in der Behandlung von Übergewichtigen und Adipösen ein etablierter und erfolgversprechender Therapieansatz. Das multimodale Programm läuft über ein Jahr und bezieht verschiedene Professionen in die Behandlung ein. Entwickelt und mehrfach aktualisiert wurde es vom Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM) und dem Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband (VDD).
Die neue DOC WEIGHT-Version 2.3 wird derzeit in einer dreijährigen Studie an der Universität Leipzig wissenschaftlich evaluiert.
Das DOC WEIGHT-Programm ist ein konservatives multimodales und interdisziplinäres Adipositas-Therapieprogramm, das in den Schwerpunktpraxen Ernährungsmedizin des BDEM eingesetzt wird. Im neuen DOC WEIGHT 2.3‑Programm besteht jetzt auch die Möglichkeit, eine Formuladiät anzuwenden. Diese Formuladiät führt zu deutlich höheren Gewichtsverlusten und schnelleren Abnehmerfolgen, als das bisher der Fall war.
Die Version DOC WEIGHT-Programm 2.3 wurde in Absprache mit dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) vom Medizinischen Dienst (MDS) des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (SV GKV) geprüft und den Krankenkassen bereits zur Finanzierung empfohlen.
Im Zuge dieser Aktualisierung des DOC WEIGHT-Programms soll eine randomisierte Studie an der Universität Leipzig die Effizienz und Nachhaltigkeit des Programms belegen.
Wie Prof. Wechsler, Präsident des BDEM, und Dr. Klaus Winckler, Vorstandsmitglied des BDEM und Leiter der BDEM-Arbeitsgruppe Adipositas/DOC WEIGHT, betonen, ist das DOC WEIGHT 2.3 Programm derzeit das einzige konservative Adipositas-Therapieprogramm, das der Spitzenverband Bund der Krankenkassen (SV GKV) seinen Krankenkassen empfiehlt
VDD-Präsidentin Uta Köpcke ergänzt: „Wir brauchen in der Adipositas-Therapie die Expertise und Zusammenarbeit von Ernährungsmedizinern, Diätassistenten, Psychologen, Sporttherapeuten und weiteren Fachleuten. DOC WEIGHT ist ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen, interdisziplinären Adipositas-Therapie.“
Die DOC WEIGHT-Studie hat begonnen und wird drei Jahre lang an Schwerpunktpraxen Ernährungsmedizin des BDEM und der Universitätsklinik Leipzig durchgeführt.
Weitergehende Informationen können per Mail angefragt werden: info@bdem.de
2.787 Zeichen (inkl. Leerzeichen), 340 Wörter | Abdruck und Beleg erbeten
Pressekontakt
Für das Präsidium des BDEM | Prof. Dr. med. Johannes Wechsler Tel: 089 17 11 16–6 | info@bdem.de |
Für das Präsidium des VDD | Uta Köpcke Tel.: 0201 9468 5370 | uta.koepcke@vdd.de |
2023/05: Ernährungsmedizin in der ärztlichen Praxis
Der Deutsche Ärztetag hat 2019 die Aufnahme der Ernährungsmedizin in die Weiterbildungsordnung für Ärzte beschlossen. Bundesärztekammer und Landesärztekammern setzen diesen Beschluss jetzt erfolgreich in die Praxis um.
Neben der Weiterbildung Ernährungsmedizin braucht es aber auch eine Ausbildung junger Ärzte im Studium an den Universitäten. Lehrstühle gewährleisten Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Nur so kann evidenzbasiertes Wissen für die Anwendung in ein Fachgebiet geschaffen werden. Der Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM) unterstützt lt. Aussagen von Prof. Wechsler, Präsident des BDEM, dieses Vorgehen und engagiert sich in vielen Aktivitäten diesbezüglich.
BDEM, DGEM und DAEM setzen sich energisch für die Schaffung von Lehrstühlen Ernährungsmedizin ein (Pressemitteilung 2020).
Ernährungsmedizin ist ein Querschnittsfach, das alle Bereiche ernährungsabhängiger Krankheiten hinsichtlich Diagnostik und Therapie abdeckt. Schwerpunkte sind insbesondere die frühe Erkennung, Diagnostik und Therapie ernährungsbedingter und ernährungsabhängiger Erkrankungen sowie Maßnahmen zur Prävention dieser Erkrankungen. Dies muss nach Prof. Pirlich, Präsident der DGEM, auf Basis von Leitlinien, evidenzbasierter Medizin und in europäischer Abstimmung erfolgen.
In der ärztlichen Praxis betrifft dies das Metabolische Syndrom mit Adipositas, Diabetes mellitus, Hyperlipoproteinämie und Hypertonie. Adipositas und Übergewicht sind mit 60 %, Diabetes mellitus mit 7 %, HLP mit 65 % und die arterielle Hypertonie mit 31 % die häufigsten Erkrankungen in der hausärztlichen Praxis. Auch die Mangelernährung gewinnt in den Praxen zunehmend an Bedeutung. Prof. Stehle, Präsident der DAEM, betont die Bedeutung von strukturierter Weiterbildung durch zertifizierte Kurse in der Ernährungsmedizin.
Die Folgekosten ernährungsabhängiger Erkrankungen werden auf ca. 100 Milliarden Euro allein in Deutschland geschätzt. Diagnostik, Therapie und Prävention dieser Erkrankungen sind primär ärztliche Aufgabe.
Eine wissenschaftlich fundierte Aus- und Weiterbildung in der Ernährungsmedizin entsprechend der Weiterbildungsordnung gewährleisten Expertise auf diesem Fachgebiet, die in der Diagnostik und der Therapie evidenzbasiert und leitliniengerecht im Interesse der Patientinnen und Patienten in den Praxen eingesetzt wird.
Für die Präsidien BDEM, DGEM und DAEM 09.05.2023
2022/02: Neue Arbeitsgemeinschaft EMET rückt die Ernährung für Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie gehören zusammen!
Berlin, Februar 2022 — Wenn es um die Behandlung von Patientinnen und Patienten geht, spielt die Ernährung hierzulande häufig nicht die wichtige Rolle, die ihr im Zusammenspiel mit anderen Versorgungsbereichen zukommt. Noch viel zu selten profitieren Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen von einem interprofessionellen „Ernährungsteam“. Dabei durchdringt die Ernährungsmedizin (wie beispielsweise auch die Schmerzbehandlung) die ärztliche Tätigkeit fast überall. Und eine adäquate und auf das jeweilige Krankheitsbild abgestimmte individuelle Ernährungstherapie ist mitentscheidend für den positiven Verlauf einer Krankheit, die Liegedauer im Krankenhaus sowie die Aussicht auf Genesung.
Zwingend notwendig ist hierfür, dass Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie Hand in Hand arbeiten, mehr als das bisher schon der Fall ist. Aus diesem Grund haben kürzlich mehrere Berufsverbände und wissenschaftliche Organisationen die Arbeitsgemeinschaft Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie (AG EMET) gegründet.
Beteiligt sind
- BerufsVerband Oecotrophologie e. V. (VDOE)
- Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e. V. (BDEM)
- Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e. V. (DAEM)
- Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM)
- Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V. (VDD)
Ziel und Zweck der AG EMET
Die neue Allianz will den Zugang zur Ernährungstherapie für Betroffene verbessern und die Qualität ernährungstherapeutischer Leistungen im Gesundheitswesen sichern. Notwendig sind dafür verbindliche Standards für die Ausbildung von Fachkräften und die verpflichtende Zertifizierung der Gemeinschaftsverpflegung in Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Weder die Ausbildungsstandards noch die Zertifizierung der Gemeinschaftsverpflegung sind bisher etabliert. Das jedoch fordert die AG EMET von den entscheidungsberechtigten Personen in Politik und Gesundheitswesen und bündelt dafür ihre Kräfte.
Ernährungsmedizinerinnen und ‑mediziner sowie Ernährungsfachkräfte ergänzen sich in ihrer jeweiligen Verantwortung, Kompetenz und Durchführung. Die gemeinsamen Aufgaben können nur komplementär, synergistisch und anteilig überlappend erfüllt werden.
Ernährungstherapie als Heilmittel: Anerkennung ist überfällig
Die derzeit möglichen Zuweisungswege für Ernährungstherapie sind jedoch unzureichend; denn es gibt keine grundsätzliche Anerkennung der Ernährungstherapie als Heilmittel und eine Verordnung als Kassenleistung ist nur eingeschränkt für wenige Indikationen vorgesehen.
Außerdem gibt es keinen gesetzlich verankerten Tätigkeitsvorbehalt für qualifizierte ernährungstherapeutische Fachkräfte. Die in der AG EMET zusammengeschlossenen Organisationen sehen das kritisch: Neben der mangelhaften Patientenversorgung ist auch die Patientensicherheit gefährdet.
Hintergrund
Das große Potenzial der Ernährung für die Prävention und Therapie von Erkrankungen und den Erhalt einer gesunden Umwelt wird derzeit in Deutschland nicht ausgeschöpft. Dies verursacht enorme Folgekosten durch ernährungsmitbedingte Erkrankungen und ökologische Schäden.
Die dringend benötigte Transformation des Ernährungssystems ist ohne eine Weiterentwicklung der Berufsfelder Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie (z.B. durch die Schaffung von Lehrstühlen für Ernährungsmedizin und eine grundständige Akademisierung der Ernährungstherapeuten) nicht erreichbar.
Die AG EMET will
- Öffentlichkeit, Fachkreise und Gesundheitspolitik sachgerecht informieren,
- den Stellenwert der Ernährung in der Prävention und Therapie von Erkrankungen verbessern sowie
- auf die Kompetenz der im Handlungsfeld arbeitenden Berufsgruppen aufmerksam machen.
In ihrem Positionspapier beschreibt die AG EMET die interprofessionelle Zusammenarbeit in der ambulanten und stationären ernährungsmedizinischen sowie ernährungstherapeutischen Versorgung. Weitere Informationen zur AG EMET finden sich auf ihrer Homepage: visionnutrition.de
2021/03: Ernährungsmedizin in Forschung und Ausbildung — Fehlende Lehrstühle gefährden langfristig die Patientenversorgung
Berlin, März 2021 – Wissenschaftliche Studien belegen, dass Fehl‑, Mangel- und Überernährung für die Entstehung zahlreicher Erkrankungen verantwortlich sind. Trotz der hohen Relevanz ernährungsmedizinischer Versorgung gibt es an deutschen Universitäten keine Lehrstühle für Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie. Zudem sind ernährungsmedizinische Inhalte im Medizinstudium unterrepräsentiert. Sie reichen nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner e. V. (BDEM), der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) und der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin e. V. (DAEM) nicht aus, um eine adäquate Versorgung auf neuestem wissenschaftlichen Stand zu garantieren. Deutschland braucht mehr Ernährungsmediziner. Deshalb fordern die Fachgesellschaften die Politik zum Handeln auf. Dazu zählt, Lehrstühle für Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie einzurichten.
Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an Diabetes, Bluthochdruck, Gelenk- und Krebserkrankungen. „Eine der Hauptursachen für die Entstehung dieser Krankheitsbilder ist die Überernährung mit Übergewicht, Adipositas und schließlich dem metabolischen Syndrom“, erklärt Professor Dr. med. Johannes G. Wechsler, Präsident des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner. „Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat Übergewicht, fast ein Viertel leidet sogar an starkem Übergewicht“, so Wechsler. „Doch auch die Mangelernährung ist ein großes Problem in Deutschland, die mit vielen Folgeerkrankungen einhergeht. Mehr als 1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen“, sagt Professor Dr. oec. troph. Dr. med. Anja Bosy-Westphal, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin. „Es ist wissenschaftlich belegt, dass Mangelernährung einen negativen Einfluss auf den Verlauf von Akuterkrankungen, Lebensqualität und Lebenserwartung hat.“ Die Daten verdeutlichen: Deutschland hat einen hohen Bedarf an gut ausgebildeten Ernährungsmedizinern.
Die Ernährungsmedizin ist ein Querschnittsfach, das nicht nur viele Krankheiten betrifft, sondern auch fachübergreifend in allen ärztlichen Fachdisziplinen Bedeutung hat. „Doch die Ernährungsmedizin ist im Medizinstudium beziehungsweise in der ärztlichen Ausbildung nicht ausreichend verankert“, kritisieren die Experten. Im Jahr 2018 wurde die Ernährungsmedizin in die Weiterbildungsordnung aufgenommen und wird derzeit von den Landesärztekammern umgesetzt. Bei der Ausbildung von Ärzten – im Studium – werden ernährungsmedizinische Erkenntnisse und Zusammenhänge im Gegensatz zur Weiterbildungsordnung in Deutschland bis heute jedoch überhaupt nicht umgesetzt. „Im Gegensatz zu anderen EU-Ländern wird Ernährungsmedizin an deutschen Universitäten nicht gelehrt. Der Wissensstand der Studenten auf diesem Gebiet ist dementsprechend erschütternd niedrig“, so Professor Dr. med. Gerd Bönner, Präsident der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin.
Wissenschaft und Forschung kann nur existieren, beziehungsweise sich erfolgreich entwickeln, wenn es Lehrstühle und Abteilungen gibt, die das Gebiet der Ernährungsmedizin in Lehre und Forschung kompetent vertreten. Nur so ist es möglich, evidenzbasiertes Wissen zu schaffen, das Voraussetzung ist, um ernährungsmedizinische Therapien erfolgreich anzuwenden. Die Ernährungsmediziner Deutschlands, die im BDEM, der DGEM und der DAEM vertreten sind und eng kooperieren, möchten auf dieses Problem und die Defizite aufmerksam machen und plädieren für eine Verankerung der Ernährungsmedizin als Querschnittsfach. „Wir fordern die Politik auf, im Interesse der Menschen, insbesondere der Patienten und nicht zuletzt für die Volksgesundheit, zu handeln und die Einrichtung von Lehrstühlen für Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie in Ausbildung und Forschung an Universitäten und medizinischen Fakultäten zu unterstützen“, so die Experten.
Das gemeinsame Memorandum von BDEM, DGEM und DAEM können Interessierte über die folgenden Links abrufen:
Bei Abdruck, Belegexemplar erbeten
Über den Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e. V. (BDEM):
Der Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM) ist ein Zusammenschluss von Ernährungsmedizinern zur Wahrung, Förderung und Vertretung der berufspolitischen und sonstigen Belange. Eine vorrangige Aufgabe des Bundesverbandes ist es, die berufliche Fort- und Weiterbildung der Ernährungsmediziner zu fördern und die Mitglieder in der Erfüllung ihrer ärztlichen und wissenschaftlichen Aufgaben zu beraten, zu unterstützen und selbst tätig zu werden. (www.bdem.de)
Über die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM):
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM) ist eine multidisziplinäre Vereinigung aller Berufsgruppen, die sich mit Ernährungsmedizin befassen. Die Fachgesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, die wissenschaftlichen und praktischen Belange auf dem Gebiet der Ernährungsmedizin und Stoffwechselforschung zu fördern. Durch die Veranstaltung von Kursen, Symposien und Kongressen werden zum einen interdisziplinäre Beziehungen zu anderen in- und ausländischen Institutionen, die auf diesem Gebiet arbeiten, hergestellt und vertieft, zum anderen werden die Grundlagenforschung und die angewandte Forschung gefördert und die daraus gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen nutzbar gemacht. Ein weiteres Anliegen der Gesellschaft ist die Förderung der Aus- und Weiterbildung in der Ernährungsmedizin und Stoffwechselforschung. (www.dgem.de)
Über die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e. V. (DAEM):
Die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e.V. (DAEM) ist ein unabhängiger gemeinnütziger wissenschaftlicher Verein mit Sitz in Freiburg, der sich in erster Linie zum Ziel gesetzt hat, durch angewandte Ernährungswissenschaft und ärztliche Fortbildung die Ernährungsmedizin in der praktischen Medizin zu implementieren. Die DAEM wird sich durch zahlreiche Kursangebote besonders in der Weiterbildung Ernährungsmedizin engagieren. Zugleich fördert die DAEM die Umsetzung der Ernährungsmedizin in der Klinik und betreut seit über 20 Jahren bundesweit zertifizierten Lehrkliniken für Ernährungsmedizin. (www.daem.de)
Kontakt für Journalisten
Geschäftsstelle BDEM
Herr Dr. Nothbaum
Girardetstraße 8
45131 Essen
Tel.: 0201 / 799 89 311
Fax: 0201 / 726 79 42
info@bdem.de
www.bdem.de